Der Grauburgunder – ein europäischer Spitzenwein mit einigen Rätseln
Der Grauburgunder ist ein beliebter Trend-Wein, der vorwiegend in Europa zu Hause ist. Er stammt aus der Familie der Burgunder, was eine Herkunft aus ebendiesem Teil Frankreichs recht nahe erscheinen lässt. Diese Rebe stammt zusammen mit dem Weißburgunder vom Pinot Noir ab. Ob nun der Grauburgunder eine weitere Mutation des Weißburgunders ist oder umgekehrt, konnte bisher jedoch noch nicht geklärt werden.
Bekannt ist jedoch, dass diese Traube bereits sehr alt ist. Sie war schon im Burgund des 13. Jahrhunderts bekannt und gelangte bereits im 14. Jahrhundert nach Österreich und Ungarn. In Deutschland gab es 1568 erste Anbauflächen am Kaiserstuhl, ab 1711 war sie dann endgültig etabliert.
Eine Eigenart des Grauburgunders besteht in seiner Färbung. Die Beeren sind rötlich-grau. Und trotzdem ergeben sie keinen Rotwein. Vielmehr ergeben sie edle Weißweine mit einer großen Spanne an Weinstilen.
Die Eigenschaften des Grauburgunders
Die “Farbanomalie“ ist mit die auffälligste Eigenschaft der Rebe. Die Trauben sind zusätzlich aber auch wegen ihrer sehr dünnen Schale und ihrem frühen Austrieb bekannt. Dementsprechend brauchen sie eher warme und trockene Anbaugebiete. Spätfröste vertragen sie nicht. Sie lieben es, wenn auch die Winter recht mild sind. Wenn das Holz bei älteren Reben gut verwachsen ist, machen ihnen vereinzelte leichte Winterfröste aber nichts aus. Nach einer mittellangen Reifeperiode werden sie auch relativ früh gelesen. In Südeuropa kann die Lese aufgrund der dortigen Klimaverhältnisse aber deutlich verzögert werden. Allgemein kann man sagen, dass sie aufgrund ihrer dünnen Schale sehr anfällig gegen starke Klimaschwankungen sind. In nördlichen Regionen sollten sie also nur auf guten südseitigen Hängen mit starker Sonneneinstrahlung angebaut werden.
Auch auf die Bodenbeschaffenheit muss dabei geachtet werden. Der Boden muss fruchtbar, warm und kalkhaltig sein. Löss und Kalk werden im Verbund mit den verschiedensten Mineralien wie Porphyr oder Granit am besten vertragen.
Auch wenn alle Verhältnisse stimmen, ist der Ertrag nur als moderat zu bezeichnen. Die Rebe steckt ihre Stärke eher in ihren Wuchs.
Zudem machen auch Krankheiten nicht vor ihr halt. Sie ist sehr anfällig für den Echten Mehltau und die Schwarzfäule. An ihr können ebenfalls auch die Rohfäule, die Chlorose und vermehrter Virusbefall auftreten.
Der Grauburgunder – ein wahrer Alleskönner
Diese Rebe kann aufgrund der Eigenschaften der Trauben vielfältig eingesetzt werden. Sie haben einen sehr hohen Zuckeranteil, was sich bei der Reife und später beim Genuss stark bemerkbar macht. In den nördlichen Regionen wird die Lese früh durchgeführt. Herbstfröste würden den Trauben nämlich nicht gut tun. Dementsprechend sind dort eher frische, fruchtige Weine zu Hause. Je länger allerdings die Trauben reifen können, desto stärker kann der Zucker wirken. Heraus kommen dann sehr komplexe und voluminöse Weine mit fast schon exotischen Fruchtaromen.
Ein junger Grauburgunder wird trocken bis halbtrocken angeboten. Bei ihm reichen die Aromen von Butter, Mandeln und Nüssen bis hin zu Birnen, Rosinen, Ananas oder Zitrusfrüchten. Auch ein leichtes Apfelaroma ist herauszuschmecken. Mit diesen Eigenschaften lässt er sich hervorragend zu Pasta, Fischen und Meeresfrüchten servieren.
Die Spätlesen sind eher fruchtig- süß. Sie passen sehr gut zu Desserts, deren Hauptbestandeile Mandeln sind. Auch zu Marzipan können sie gereicht werden. Im Barrique-Fass ausgebaut, können die Weine auch zu Lamm oder Wild gereicht werden.
Für den italienischen Pinot Grigio sind Nuancen von Melonen und Bananen charakteristisch. Dazu kommen eine Prise Gewürze und ein Hauch von Rauch.
Der französische Pinot Gris bringt es zu noch mehr Fülle und einem ausgereiften Rauch-Aroma. Es dominieren nussige Töne mit einer gewissen Cremigkeit. Nuancen von hellen, reifen Früchten bis hin zu tropischen Früchten begleiten ihn.
Anbaugebiete des Grauburgunders
Deutschland
Hier fühlt sich der Grauburgunder zu Hause. In Deutschland werden diesem Wein immerhin knapp 5.600 ha an Weinbaufläche gewidmet.
Da er eher wärmere Gegenden bevorzugt, ist er vorwiegend in den Anbaugebieten im Südwesten des Landes anzutreffen. Besonders in Rheinhessen, in der Pfalz und im Badischen ist er stark vertreten. Hier eignen sich auch die Böden hervorragend für einen Anbau.
Mit Ausnahme des Kaiserstuhls setzt man in den Anbaugebieten eher auf leicht säurebetonte, fruchtig-milde bis mittelkräftige Weine. Am Kaiserstuhl hingegen werden durch die höheren Temperaturen und die damit verbundene spätere Lese sehr elegante, voluminöse Weine kreiert.
In Baden und in der Pfalz wurde auch der traditionelle Ruländer produziert, bei dem nur sehr reife oder edelfaule Trauben verwendet wurden. Heraus kam dann ein sehr süßer, schwerer Wein mit dem typischen Geschmack von Botrytis befallenen Trauben.
Europa
Auch im restlichen Europa sind die Weine sehr begehrt.
In Frankreich nennt man ihn Pinot Gris. Haupanbaugebiete sind das Elsass sowie das Rhonetal in Südfrankreich. Im Elsass werden eher Spätlesen und Trockenbeerenauslesen mit ihrer lieblichen Ausprägung bevorzugt. In Südfrankreich produziert man eher komplexe Weine mit den schon weiter oben genannten, für den Pinot Gris typischen Aromen.
In Norditalien ist der Pinot Grigio sehr begehrt. In Venezien, Friaul und Südtirol werden diese trockenen, leichten Weine bevorzugt angebaut.
Weitere vereinzelte Anbauflächen für diesen Wein gibt es im nördlichen Burgenland in Österreich, in der Schweiz, in Luxemburg und im Süden Englands. Aber auch in Osteuropa ist er bekannt. So gibt es weitere Anbaugebiete in Ungarn, in Slowenien, in Rumänien, in Moldawien und in Russland.
Weltweit
Aufgrund seiner außergewöhnlichen Breite ist er auch in der Neuen Welt angekommen und sehr beliebt. Australien hat nach Deutschland und noch vor Frankreich die weltweit zweitgrößte Anbaufläche für den Grauburgunder reserviert. Auch in Neuseeland, Argentinien und den USA findet man verschiedene Weinberge, auf denen dieser Wein wächst.
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