Klein, aber fein: Die Rebsorte Tempranillo und ihre Geschichte
Die Rebsorte Tempranillo gilt als Spaniens beliebteste einheimische Rebsorte, die einen erstklassigen Rotwein verspricht. Bekannt ist diese Rebsorte vor allem als Basis für den begehrten Rioja-Wein. Einst sollen Mönche des Zisterzienserordens die ersten Rebstöcke mit den kleinen Trauben in der Rioja angepflanzt haben, als sie sich dort niederließen, nachdem sich das Land wieder in spanischer Hand befand. Dank der geringen Größe und der frühen Reife dieser Rebsorte erhielt diese den Namen „Tempranillo“, was übersetzt so viel wie „Frühchen“ bedeutet. Während es früher hieß, diese Rebsorte stamme vom Spätburgunder ab, zeigen neuere Analysen, dass es sich bei dieser Traube vermutlich um eine Kreuzung zwischen der weißen Albillo Mayor und der Benedicto, einer spanischen roten Traube, handelt. Noch heute wird die Tempranillo-Traube vor allem entlang des Ufers des Flusses Ebro in La Rioja angebaut.
Wo die Tempranillo-Traube heute wächst
Mittlerweile wird die beliebte Rebsorte auf der gesamten Iberischen Halbinsel einschließlich Portugal und sogar in den USA kultiviert. Dies ist übrigens keine Selbstverständlichkeit. Denn sie gilt als einzige, eigentlich spanische Rebsorte, die es geschafft hat, Portugals Weinbauern zu überzeugen. Doch in den meisten Anbaugebieten innerhalb und außerhalb Spaniens hat dieser Rebstock einen eigenen Namen erhalten. So kennt man den Tempranillo auch als Tinto Fino, Tempranilla, Aragonês oder als Tinta Roriz. Bei den Weinbauern gilt diese Rebsorte, die wie die meisten einen kalkhaltigen Boden bevorzugt, als besonders robust. Sie bringt – bedingt durch die frühen Erntezeiten – auch in Gebieten mit frühen, jedoch leichten Frostperioden und kühlerem Klima gute Erträge von gleichbleibender Qualität.
Tempranillo: Auf den Boden kommt es an
Ein mäßiges Klima ohne Extreme ist genau das Richtige für den Anbau der Tempranillo-Traube. Doch neben dem Klima spielt wohl der Boden eine der wichtigsten Rollen im Anbau dieser Rebsorte. Am wohlsten fühlt sich diese auf den weit verbreiteten Lehm-Ton-Böden, die als typisch für viele Regionen Spaniens gelten. Sehr kieshaltige Böden dagegen finden sich vor allem in den klassischen Weinanbaugebieten Toro und Cigales, in denen ebenfalls überwiegend Tempranillo angebaut wird. Als besonders geeignet für den Anbau der Tempranillo-Traube gelten Kalkböden. Solche kalkhaltigen Böden kommen unter anderem im Westen der Iberischen Halbinsel und besonders in der Gegend oberhalb des Ebro-Nordufers vor und sind geradezu prädestiniert für den Anbau dieser Rebsorte. Generell ist die Rebsorte Tempranillo als sogenannter Terroir-Übersetzer bekannt. Dies bedeutet, dass Farbe, Aroma und Struktur der Tempranillo-Traube bzw. des Weines stark vom Klima und vor allem Bodentyp abhängen. Je kalkhaltiger der Boden, desto vollmundiger, farbenfroher und konzentrierter gestaltet sich der Wein, weshalb gerade diese Kalkböden als begehrte Anbauflächen für die Rebsorte Tempranillo gelten.
Frühe Sorte mit vollem Aroma
Weinsorten aus der Tempranillo-Traube weisen typischerweise ein intensives Vanillearoma auf. Dieses kommt in diesem Fall jedoch nicht von der eigentlichen Rebsorte, sondern ist der monate- bis jahrelangen Reifung in (oft französischen)Eichenfässern zu verdanken. Fast die Hälfte aller Rioja-Weine reifen in diesen uralten Fässern – den sogenannten Barriques. Hier entsteht das einzigartige Aroma dieser vollmundigen Weine aus tiefdunklem Weinrot: Vor allem würzig, vanilleartig mit einer zarten Karamellnote soll das Tempranillo-Aroma sein. Typische Tempranillo-Weine, die selten reinsortig sind, überzeugen die Geschmacksknospen stets auch mit fruchtigen Noten, die an Erdbeere, Pflaume, Kirsche und Johannisbeere erinnern. Je mehr Anteile an Tempranillo ein Wein enthält, desto weniger Säure weist dieser auf. Dafür gilt der Tempranillo jedoch als tanninreich, was anderen, weniger gerbstoffhaltigen Weinsorten bei der Zugabe durch diese Sorte zugutekommt. Dieser recht hohe Gehalt an Tanninen ist es auch, der in der Rioja den sogenannten Winzer-Wein, den Vino de Cosechero, ausmacht. Dieser Wein darf sogar noch leicht perlen und wird möglichst jung getrunken. Oft findet man den Tempranillo mit Graciano oder Garnacha, mit dem er so manches gemeinsam hat, zu einem erstklassigen Wein verschnitten.
Tempranillo: Ein kulinarischer Genuss
Da kein Tempranillo dem anderen gleicht, weisen auch Bouquet und Aroma oftmals interessante Unterschiede auf. So passt ein junger, noch eher trockener Tempranillo-Wein hervorragend zu spanischen, mexikanischen und argentinischen Spezialitäten. Doch auch einfache Gerichte, ob mit oder ohne Fleisch, profitieren von einem jungen Tempranillo-Wein. Ein nicht mehr ganz so junger Tempranillo gilt als besonders lecker zu deftigen Gerichten, aber auch zu Fisch, der ja in Spanien bekannterweise Tradition hat. Kräftiger Tempranillo-Wein wird oftmals gern zu Wildgerichten getrunken, passt aber ebenso zur pikanten Käseplatte oder würzigem Lammfleisch. Doch ein echter Tempranillo nach Rioja-Art darf gern auch pur genossen werden und verwöhnt so den Gaumen mit seinen typisch vollmundigen Aromen.